Samstag, Oktober 30, 2004

1001 Kerzenboote.

Klingt wie ein Roman, ist aber noch viel schoener. Denn am Abend werden in Luang Prabang am "Boun Ok Phansa" mit Kerzen geschmueckte Lichtboote aus Bambus den Mekong hinuntergeschickt. Das Ganze zu Ehren der 15 Schutznagas von Luang Prabang - keine Nagetiere, sondern Geister, die vor allerlei Gefahren schuetzen sollen.
Nachdem wir wieder einen Tag auf dem Mekong getuckert sind und uns einen schoenen Sonnenbrand geholt haben, kommen wir entspannt und mit den Eindruecken eines zweiten Hmong-Dorfes in Luang Prabang an. Heute haben wir auch noch das aeltere Zuercher Ehepaar kennen, wir nennen sie Herr und Frau Spruengli, die viel sympathischer sind als wir urspruenglich angenommen haben, aber ein bisschen zu viel ueber ihren Aufenthalt in Suedafrika zur Zeit der Apartheid berichten. Wir verabschieden uns herzlich von Vicky und Nic und dem hollaendischen Ehepaar, und denken, sie zum letzten Mal gesehen zu haben, was sich in einer solch ueberschaubaren Stadt wie Luang Prabang aber noch als Trugschluss entpuppen wird.
Dank dem Tip von Barbra Fischer und Stephane Casagrande laufen wir zielstrebig zum Guesthouse Sala Prabang und bekommen das letzte, aber schoene Zimmer.
Das sehr nette, einheimische Hotelpersonal macht den grimmigen, australischen Hotelbesitzer wett!
Die angekuendigte Kerzenboote-Prozession uebersteigt unsere Erwartungen um Weites.

Es ist fast wie am "Morgestraich": es wird getrommelt, "Lau Lao" (Whisky aus Klebreis) getrunken, gesungen und dazwischen reichlich Feuerwerk abgelassen. Doch wegen der Trinkerei finden nicht alle Boote den direkten Weg in den Mekong und prozessieren im Zickzack-Kurs durch die Stadt... Nach langem Suchen, finden wir ein ruhiges Plaetzchen am Mekong, wo wir noch zwei Boote vorbeiziehen sehen, bevor ER sich an unseren Tisch setzt.
ER fragt nach dem freien Stuhl neben Markus und setzt sich in fuer uns sicherer Entfernung hin und bestellt sich den ersten - vermutlich stark alkoholhaltigen - Drink. Wir bestellen unser Essen und ER sitzt immer noch da. Dann eine kleine Unachtsamkeit von Susanne und ER weiss, dass wir, d.h. vielmehr Susanne, franzoesisch verstehen aber weniger gut sprechen. Letzteres scheint IHM aber durchaus nicht unangenehm zu sein, denn nachdem er seinen Stuhl an unseren Tisch gerueckt hat, folgt ein zwar nicht uninteressanter aber viel zu langer Monolog ueber:
- Den Vietnamkrieg, den ER als Medizinprofessor in Vientiane hautnah mitbekommen hat.
- Die seiner Ansicht nach groessere Schuld der Franzosen denn der Amis am Vietnamkrieg.
- Seiner Buddha-Sammlung, die er aus laotischen Denkmaelern zusammengeklaut hat und
- seiner naechsten Reise nach Phongsali in Nordlaos.
Zwei Stunden und zwei weiteren Drinks spaeter verabschiedet er sich und wir hoffen "Monsieur Phongsali" nicht mehr zu begegnen.